Jubiläumskonzert RocKids - 15 Jahre in der Spur

2019 02 Rockids1 Nachbetrachtungen zum Jubiläumskonzert der CAG Rockids „15 Years on Track“ am 16. März 2019 im Kulturbahnhof

Die Entscheidung, für das Jubiläumskonzert der Schülerband des CAG einen außerschulischen Veranstaltungsort zu wählen, war gut: Der beliebte Kulturbahnhof gleich nebenan der Schule bot einen schönen Rahmen für das besondere Konzert. Allein die Tatsache, sich bei dieser Gelegenheit einmal außerhalb der eigenen vier Schulwände zu zeigen, war ein Erfolg. Der Theatersaal, obwohl großenteils unbestuhlt, war restlos ausverkauft, Sound, Licht und die Stimmung waren an diesem Abend ausgezeichnet. Die seit 15 Jahren in wechselnder Besetzung bestehenden Rockids unter Bandleader und Lehrer Jens Scholz mit dem Faible für gitarrenbetonte Rockmusik präsentierte auch diesmal wieder ein alles andere als eintöniges Programm, das die Begeisterung für die Musik transportierte und einen – wenn auch losen - programmatischen Zusammenhang herstellte. Unterstützt wurden sie hierbei von einer Reihe ehemaliger Bandmitglieder.

Hatten in den Anfangsjahren der Band literarische Vorlagen wie etwa die biografischen Anekdoten eines Frank Goosen oder eingebaute Theaterspielszenen in Anlehnung an Udo Lindenbergs Panikorchester-Revuen oder aber seinerzeit mit viel musikpädagogischem Pathos vorgetragene Moderationen das Programm bestimmt, so wandelte sich das Gesicht der AG über die Jahre zu einer rein musikalisch agierenden Schülerband, die mit einem immer abwechslungsreichen Programm aus alten und neuen Hits, aber auch weniger bekannten Nummern aus dem Bereich Alternative Rock und Independent die Zuschauer unter einem programmatischen Schwerpunkt zu unterhalten suchte. Diesmal bildete die Eisenbahn den sinnbildlichen Ausgangspunkt für den Abend.

So beginnt das Programm mit einer liebevoll zusammengestellten Diashow, auf der die 15-jährige Bandgeschichte mit ihren Auftritten, Ankündigungen, Zeitungsausschnitten und vielen Gesichtern ehemaliger Mitglieder zu sehen ist und für die Jakob Jakoby aus der Video-AG verantwortlich zeichnet, unterlegt von den Geräuschen eines einfahrenden Zuges: 15 Jahre „in der Spur“. Und dann setzt die Musik ein: ein donnernder Riff, ein ganz gerader Schlagzeugbeat dazu, der wummernde Bass folgt und es heißt: „One hot angel, one cool devil, your mind on the fantasy, living on the ecstasy“. Musik von AC/DC, der inzwischen legendären australischen Hardrock-Band, die Spaß verbreiten soll bis zur völligen Ausgelassenheit. Die Band mit den Gitarristen Joshua Mews und Marcel Mania, Marius Pranger an den Drums, Max Dumstorf am Bass und Laura Halimi am Mikrofon, heizt ein, und die Backgroundsängerinnen skandieren im Wechselgesang das Entgleisen des außer Kontrolle geratenen Zuges: „Runaway Train - running right off the track“. Hoppla! Was für ein Bild! Aber natürlich: Bei dieser Musik zählt die große Geste, die Inszenierung von Wildheit als Ereignis mit Licht, Lautstärke und der permanenten Animation des Publikums. Aber genauso gehören die langsamen und leisen Balladen zu den Zutaten dieser Musikrezeptur. Und auch davon gibt es am Abend reichlich.

So erklingen der große Hit aus der Twilight Saga „A Thousand Years“ von Christina Perri, mit dem die beiden Debütantinnen Sophie Liske und Fine Hannemann ihre Feuertaufe vor großem Publikum bestehen, oder das in der Version von Adele bekannt gewordene „Make you feel my love“, aber auch der Oldie „Bad Company“ der gleichnamigen Band aus dem Jahre 1974, der davon zeugt, dass Rockmusik ursprünglich einmal die rebellische Auflehnung gegen herrschende Konventionen bedeutete. Neben der gekonnten Interpretation von Laura Halimi kommen hier die sonst diesmal eher dezent im Hintergrund agierenden Keyboarderinnen Sina Streichert und Lan Anh Vu sowie ein alter Freund der Band, Tobias Block an der Gitarre, zur Geltung.

Mit einem Titel der Rocklady Pink weiß Anne Kleier stimmlich zu überzeugen, wie auch im Duett mit dem jüngsten Bandmitglied Liana Ijjo, die ganz mutig beim gemeinsamen Song „Warrior“ von Demi Lovato mit von der Partie ist. Als reizvoll erweist sich das altersbedingt unterschiedliche Stimmtimbre der beiden, das hier im Wechsel zum Ausdruck kommt. Joshua Mews hat seinen gesanglichen Auftritt mit dem Titel „The Ballad of Mona Lisa“, mit dem er sein Talent zu gefühlvollen Interpretationen beweist. Und dann sind da natürlich die ehemaligen Sängerinnen und Musiker zu erwähnen, die an diesem Abend z.T. Stücke aus alten Programmen beisteuern: Luzi Wöhrmann ist dabei und singt „We don’t make the Wind blow“ der Independent-Gruppe Common Linnets, Christina Westbrock ist zurückgekehrt und übernimmt die energiegeladeneren Nummern: sie hat den Rolling-Stones-Titel „Jumping Jack Flash“ herausgekramt und fragt nach „The Best of You“ in einem Song der Foo Fighters im lärmenden Grungesound, Faye Dixon bittet charmant um ein melodiöses „Kiss me“, Lena Niehoff hat die kraftvolle Melissa Etheridge im Gepäck und fordert „Bring me some Water“, und auch Sabrina Sawadsky erinnert mit „Falling for You“ von Colbie Caillat an – noch gar noch so lang - vergangene Zeiten, als sie alle noch regelmäßige Mitglieder der Gruppe waren. Aber auch Anne Sachse in Begleitung ihrer damaligen Mitschüler/innen Lena Ideler (Schlagzeug) und Benjamin Scholz (Bass) sind ehemalige Rockids, die schon vor vielen Jahren ihr Abitur am CAG ablegten. Sie haben es sich nicht entgehen lassen, den teilweise weiten Weg auf sich zu nehmen, um neben Arbeit, Examen oder Studium den berüchtigten Probenmarathon, der einem jeden Auftritt der Rockids vorausgeht, mitzumachen. Sie erweisen mit der Teilnahme ihrem ehemaligen Bandleader ihre Reverenz. Mit Blondies „Maria“ lässt Sachse die New-Wave-Musik der 1980er Jahre wiedererklingen und versetzt nicht nur die Ü50er Generation im Publikum ins Schwärmen. Der von ihr gesungene Titel „Hang me up to dry“ (Cold War Kids), von den Ehemaligen Stefan Benken (Bass), Jonas Vallan (Schlagzeug) und Daniel Pelz (Gitarre) gekonnt umgesetzt, groovt richtig los und wird zu einem besonderen Highlight des Abends und lässt alle Sorgen und Nöte um drohende Krankheitsausfälle sowie technischen Unwägbarkeiten vergessen.

Ein Abschluss findet das große Programm in „Rocking all over the World“, der von Status Quo zum Hit gemachten Hymne auf den Rock and Roll. Natürlich war das Publikum nicht ohne Zugaben zufriedenzustellen und so glaubte keiner nach diesem gelungenen Abend an eines dieser Gerüchte, denen zu Folge gemunkelt wird, es sei das letzte Rockids-Konzert gewesen. Daran glaube ich nicht.

Martin Hirschmann