Kardinal Clemens-August Graf v.Galen

Clemens August StatueDas Clemens-August-Gymnasium in Cloppenburg hat seinen Namen im Jahre 1949  in Anerkennung der Verdienste des römisch-katholischen Kardinals Clemens August Graf von Galen erhalten. 

Clemens August Graf von Galen wurde am 16.03.1878 auf Burg Dinklage geboren und starb am 22.03.1946 in Münster. Als elftes von dreizehn Kindern aus einem sehr religiösen und politisch wachen Elternhaus stammend, wurde er konservativ-patriarchalisch und im spartanischen, sehr einfachen westfälisch-münsterländischen Lebensstil erzogen.

Clemens August machte 1896 am Gymnasium Antonianum in Vechta das Abitur, ging ein Jahr später an die katholische Universität Freiburg/Schweiz und studierte dort Geschichte, Literatur und Philosophie. Er und sein jüngerer Bruder Franz, der mit ihm zusammen das Abitur gemacht und sich an der Freiburger Universität immatrikuliert hatte, reisten im Frühjahr 1898 nach Italien. Während des dreimonatigen Aufenthalts, der auch eine Audienz bei Papst Leo XIII. einschloss, entschied sich der spätere Bischof, Priester zu werden. Im Oktober 1898 begann er sein Theologiestudium, trat Ostern 1903 in das Münstersche Priesterseminar ein und wurde am 28.05.1904 zum Priester geweiht. 1906 wurde er als Kaplan in die Reichshauptstadt Berlin versetzt, wo er in der Pfarrseelsorge und der Betreuung der Gesellenvereine tätig war. In den Bau eines neuen Gesellenhauses (1907) investierte der junge Kaplan einen Teil seines väterlichen Erbes.

Den Ersten Weltkrieg erlebte Clemens August wie die meisten deutschen Katholiken: Er war national-konservativ eingestellt und vertraute auf den Sieg Deutschlands. Im Sommer 1916 trat er durch den Entwurf eines Projektes hervor, in dem er die Umsiedlung vertriebener katholischer Bauern aus Südrussland in das von Deutschland besetzte Kurland vorschlug. Nach der Niederlage Deutschlands und dem Niedergang der Vormachtstellung des Adels durch das Ende der Monarchie schrieb er seine Überlegungen zu den Ursachen des Zusammenbruchs des Reiches in seinem Aufsatz „Wo liegt die Schuld? Gedanken über Deutschlands Niederbruch und Aufbau“ nieder. Clemens August vertrat die Ansicht, dass die Ursache die „beständige Vormundschaft des Staates war, die ihm seine Angehörigen entfremdet hat“. In einem Aufsatz zum Thema „Unsere Stellung zu Artikel 1 der Reichsverfassung“ im Jahre 1919 machte er klar, dass er loyal zur Republik stand, jedoch ihre verfassungsmäßige Legitimierung  als vom Volk und nicht von Gott ausgehend  ablehnte.

1929 wurde Clemens August als Pfarrer an die Stadt und Marktkirche St. Lamberti zu Münster berufen und am 10.10.1933 als Nachfolger des verstorbenen Bischofs Johannes Poggenburg zum 70. Bischof von Münster geweiht; er war damit der erste deutsche Bischof nach Abschluss des Reichskonkordats. Den Treueid leistete er gegenüber dem preußischen Ministerpräsidenten Hermann Göring.

Rasch entwickelte sich Clemens August zu einem absoluten Gegner des Nationalsozialismus, was durch seine Erziehung, seinen Glauben und sein Staatsverständnis zwangsläufig geschah. Gemäß seinem Wahlspruch „Nec laudibus, nec timore“ (Unbeirrt durch Menschenlob und Furcht) protestierte er öffentlich gegen die Verbrechen des Regimes, gegen Parteivergötzung und Totalitarismus. In vielen Predigten wandte er sich scharf gegen die arische Rassenlehre und brandmarkte die Ideologie von „Blut und Boden“ als Irrlehre. Bis Kriegsbeginn führte er einen erbitterten Kampf um die Lehranstalten, von den Volksschulen bis zu den Universitäten, wobei der Kreuzkampf im November 1936 in Oldenburg und die Schulabstimmung im Februar 1939 herausragende Ereignisse sind. Letztlich konnte Clemens August aber seine Ziele nicht verwirklichen, da seine Gegner ihre Vorstellungen mit Hilfe des Machtapparates des NaziRegimes durchsetzen konnten.

Galens Äußerungen zur Vorkriegszeit und zum Kriegsgeschehen sind patriotisch gestimmt, wie unschwer aus seinem Rundschreiben an den Klerus des Bistums Münster vom 14.9.1941 zu ersehen ist: „Der Krieg, der 1919 durch einen erzwungenen Gewaltfrieden beendet wurde , ist aufs Neue ausgebrochen und hat unser Volk und Vaterland in seinen Bann gezogen.“ Seine Predigttrilogie (13. Juli, 20. Juli, 3. August) von 1941 gegen die Gestapo, die Enteignung von Ordensbesitz und die Durchführung der „Euthansie“ übertraf an Klarheit alles, was bis dahin an Predigten und Hirtenbriefen bekannt war. Sie „bildeten einen öffentlichen Aufschrei des Gewissens und damit die im totalitären Staat schärfstmögliche Form von Widerspruch“ (Rudolf Morsey).

Infolge des Bombenkrieges verlegte Clemens August seinen Amtssitz 1944 nach Sendenhorst, wo er bis Ende 1945 blieb. Seine Äußerungen zur englischen Besatzung klingen eher wie eine unreflektierte Gleichsetzung der Besatzung mit dem Nazi-Regime. Die Demokratisierung des öffentlichen Lebens lehnte er ab, ebenso die deutsche Kollektivschuld . Nach Kriegsende entwarf er Programmpunkte „für eine politische Partei“ und ein „Politisches Programm“, das von freiheitlicher Ordnung und sozialer Gerechtigkeit bestimmt war.

Am 23.12.1945 wurde die Ernennung von 32 neuen Kardinälen durch Papst Pius XII. bekanntgegeben, zu denen neben zwei anderen Deutschen auch Clemens August gehörte. Es war in der 1100jährigen Geschichte des Bistums Münster das erste Mal, dass ein Bischof dieser Diözese Kardinal wurde. Von Galens Berufung verstand man in aller Welt als Ehrung für seine mutige Haltung unter der NSDiktatur und gleichzeitig als eine Geste gegenüber den international geächteten Deutschen. Der neue Kardinal galt in den Augen nicht nur der deutschen Öffentlichkeit als einer der wenigen „guten“ Deutschen, als Repräsentant des „anderen Deutschland“. Bei seiner Rückkehr nach Münster am 16. März 1946 wurde er triumphal empfangen, und er erhielt die Ehrenbürgerschaft der Stadt. Die besondere Hochachtung nicht nur seiner Diözesanen bezeugt der in Rom geprägte Ehrenname „Löwe von Münster“.

Wenige Wochen nach der unerwarteten Erhebung zum Kardinal starb Galen auf der Höhe seines Ruhmes. Josef Kardinal Frings sagte bei seiner Beerdigung am 28.03.: „Solange es die Geschichte des deutschen Volkes gibt, wird man ihn als der Idealisten einen, als den Stolz Deutschlands nennen.“

Das unerschrockene Handeln des Kardinals aus dem Oldenburger Münsterland im Namen des Glaubens und des Gewissens, vor allem für die Benachteiligten und die Schwächsten unserer Gesellschaft, ist für unsere Schule eine bleibende Verpflichtung.

Am 9. Oktober 2005 wurde Kardinal Clemens August Graf von Galen durch Papst Bendedikt XVI. selig gesprochen.